23.07. – 19.08.2017
Damaris Kerkhoffs Ausstellung Mutter? führt die postmoderne Formensprache der Simultanhalle zurück auf das ursprüngliche Verhältnis von Idee und Realisation, welches zwischen dem Testbau von 1979 und dem kurz darauf gebauten Museum Ludwig besteht. Schon von weitem lassen sich emblemhaft zwei große schwarze Styroporkugeln auf den beiden höchsten Punkten des markanten rundlichen Sheddachs erkennen. Sie thematisieren auf humorvolle Weise geometrische Konstruktionsprinzipien des Vor-Computerzeitalters und transformieren den Ort zur ganzheitlichen Skulptur.
Diese Umdeutung erzeugt den Eindruck, als habe die Künstlerin einen alten Entwurf für das Museum Ludwig eigens für ihre Ausstellung in Pavillon-Form wieder neu errichtet. Zum einen stellt dies eine Engführung der Architektursprache mit Kerkhoffs zeichnerischem Formenvokabular dar und zum anderen ist es eine zeitliche Verschränkung, die die Built-to-order Produktionsmöglichkeit der Post-Internet-Generation aus dem Hier-und-jetzt mit der Vergangenheit verbindet. Folgerichtig ist daher die Präsentation im Ausstellungsraum der Simultanhalle, in welchem man glaubt in einem Raum des Museum Ludwigs zu stehen. Hier sind die Negativformen der auf dem Dach montierten Kugeln der ursprünglichen, weißen Styroporblöcke reliktartig aufgebahrt, man kann zwischen ihnen hindurchgehen und nimmt sie als 1:1-Elemente des Simultanhallenmodells wahr.
So entsteht zwischen dem Gebäude und dem Betrachter ein Prozess, der die Frage nach dem, was zuerst da war, immer wieder neu aufwirft (Kerkhoff? Simultanhalle? Museum?). Dieses lebendige Spiel mit der Vertauschung von Idee, Realisation und Ursprung macht das weiße Innere der Simultanhalle zum postmodernen Kühlschrank, der als Behältnis süßer Speisen für die Gegenwart fungiert.