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    • More heaven less hell (III), 2023, Janine Böckelmann. Foto: Marie Stadelmann

    • More heaven less hell (III), 2023, Janine Böckelmann. Foto: Marie Stadelmann

    • More heaven less hell (III), 2023, Janine Böckelmann. Foto: Marie Stadelmann

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    More heaven less hell (III)

    SimultanProjekte 2023
    03.06. – 24.09.2023

    Janine Böckelmann geht es in ihrer künstlerischer Position um die Materialisierung poetischer Momente. Zurzeit erschafft sie Objekte wie Strickleitern, Fassaden, Zäune oder Hängebrücken und installiert diese ortsspezifisch. Böckelmanns Objekte entbehren, aufgrund des Materials und des verschobenen Umgebungskontextes, jeder realen Funktionalität und eröffnen so einen Raum für neue Wahrnehmungen und ambivalente Erzählungen. Ihre Objekte sind Chiffren des Möglichen: So tun sich am oberen Ende einer Strickleiter oder hinter einer Fassade neue Perspektiven auf, die der Ort selbst ursprünglich verbogen hielt. Die Anwendung traditioneller Stricktechniken ist Teil einer feministischen Praxis, durch die sie die Monumentalität tradierter Formen der Bildhauerei mit Zartheit konterkariert.

    Für die Installation „More heaven less hell (III)“ hat Böckelmann eine Mauer aus Klinker vor der Simultanhalle errichtet, und eine Strickleiter aus grüner Wolle installiert, die vom Dach der Simultanhalle herunter hängt. Die Klinker-Mauer ist für Böckelmann ein ambivalentes Symbol: Einerseits strahlt die robuste Bauart Stabilität, Sicherheit und Kontinuität aus; auch Wehmut an eine eine Zeit, in der man als Kind auf Entdeckungsreise in verrottenden Gemäuern umhergestreift ist. Ein Gefühl, dass einen auch auf dem Gelände der Simultanhalle überkommen kann.

    Im Unterschied zu den Mauern auf dem Gelände der Simultanhalle, ist Böckelmanns Mauer nicht alt und verrottet, sie ist nagelneu. Diese Tatsache zeigt eine weitere Seite der Ambivalenz auf: Neue Einfamilienhäuser und Pflasterungen mit Klinker weisen aufgrund mangelnder Nachhaltigkeit und Flächenfraß und -versiegelung eine katastrophale Ökobilanz auf. Dennoch wird weiterhin so gebaut, vor allem die sich immer weiter in die horizontale Fläche hin ausdehnenden Vorstädte. (Vgl. F. Hertweck, M. Miessen: „Für eine nachhaltige Stadt-Land-Entwicklung“, in: ARCH+, Nr. 250, 2022, S. 63)

    Die grüne Strickleiter ermöglicht einen Ausweg aus dem Dilemma der Mauer: Sie führt, befestigt an der Simultanhalle als künstlerisches Artefakt, nach oben, über die Mauern und Dächer hinweg. Grün wie das Efeu, das sich neben der Leiter die Wand hochrankt, verweist die Strickeiter darauf, dass zeitgemäßes und zukünftiges Bauen bedeutet, mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten, zu reparieren statt abzureißen. Und dass die Ausrichtung des Bauens die Vertikale und nicht mehr die Horizontale sein muss, auch wenn wir damit über unsere innere Mauer liebgewonnener GeWOHNheiten springen müssen.

    Janine Böckelmann, Nadjana Mohr

    Janine Böckelmann

    More heaven less hell (III), 2023
    Installation

    Janine Böckelmann ist seit 2021 Absolventin der Kunstakademie Düsseldorf undhat bei Martin Gostner, Andreas Schulze und Franka Hörnschemeyer freie Kunst studiert. Sie arbeitet zumeist bildhauerisch und ortsspezifisch, ihre künstlerischenPositionuntersucht die Materialisierung poetischer Momente, welche einen Möglichkeitsraum eröffnen. Böckelmanns Arbeiten liegen soziokulturelle und -ökonomische Überlegungenzugrunde. In ihrer künstlerischen Praxis tariert Sie Ambivalenzen aus und macht damit Fragilität erfahrbar, zudem schaut sie stets mit einen humorvollen Blick auf den bürgerlichen Alltag. Böckelmann lebt und arbeitet in Düsseldorf.