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  • Radio Prisma

    13. – 20.09.2009

    Eröffnung:
    12.09.2009 19:00

    Sebastian Gräfe (*1976) ist ein Mann der leisen Töne: Seine künstlerischen Gesten sind nicht laut, wenn seine Konzepte nicht als Gedankenanstöße gänzlich immateriell bleiben, münden sie auf der Grundlage einfachster Mittel in Aktionen, die immer Interaktionen mit dem regionalen Umfeld und den Menschen sind, manifestieren sich in Installationen, Fotos, Objekten und Videos. Gräfes Arbeiten sind eher unspektakuläre Hinweise aufs vermeintlich Selbstverständliche: physikalische Phänomene in der Natur, verborgene Netzwerke in Gemeinden, unsichtbare Kraftfelder. Seine auch mit Humor betriebenen Sensibilisierungsmaßnahmen auf der Grenze zwischen Wissenschaft und Kunst wirken entschleunigend auf den Betrachter, fokussieren die Aufmerksamkeit auf den Augenblick: Auf genau diesen einen, jetzt und hier in diesem unendlich staunenswerten Universum! Und wer nach künstlerischer Botschaft fragt, dem antworten Gräfes Werke mit dem Hinweis: Schau genau hin, hör einfach zu, wundere und begeistere Dich mal wieder!

    Auch in „RADIO PRISMA“, seiner zweiten Ausstellung in der Simultanhalle, beschäftigt sich Sebastian Gräfe mit einem nicht sichtbaren und doch permanent präsenten Medium, nämlich physikalischen Wellen, konkreter: Radiowellen. Dabei wird es also diesmal ein bisschen lauter zugehen: Der Künstler erzeugt in einer Installation aus gesammelten Radios eine Überlagerung unzähliger Frequenzen. Erst nach einer Weile differenziert das Ohr einzelne Stimmen, rhythmisiert die Wahrnehmung das Gehörte: vertraute wie fremdsprachige Töne, populäre und unbekannte Melodien, das Rauschen im Äther. Wir stehen inmitten von Kommunikationsstrahlen, alles behauptet die gleiche akustische Gültigkeit, und wird doch ganz abhängig von seiner Verständlichkeit relevant oder ignoriert. Aus babylonischem Gewirr selektiert das Gehör Momente lang das Vertraute, versucht Gesagtes zu verstehen, Sinnzusammenhänge zu erhaschen, Lautfäden zu verfolgen, um sie dann wieder zu verlieren im abstrakten Klangteppich.

    In einer Performance am Eröffnungsabend setzt Gräfe nach dem Prinzip seines Musik-Projekts „Puzzles Waves“ mit Schülern oder dem Publikum dieses Erlebnis in Aktion um: Er reagiert mit einem Effektgerät und einem Sampler auf die Geräusche aus den Radios, streamed sie in Echtzeit, selektiert nach dem Zufallsprinzip einzelne Geräusche und Sequenzen, setzt Effekte darauf und kreiert kleine Pattern. Mit weiteren Instrumenten kann, wer will, partizipieren und mit den Radiotönen interagieren, bis das Chaos groovt. Spielerisch wird hier ausgewählt und doch bestimmt der Zufall, das „Unvorherhörbare“ das nun Hörbare.

    Im Anschluss wird sich die Lautstärke dann noch steigern, beim Konzert der jungen Kölner Bands Chris Klopfer, Beeline und Großraumtaxi.

    „RADIO PRISMA“ ist eingebunden in das einjährige Kunstvermittlungsprojekt „Knockin’ On Mind´s Door” des kjubh Kunstverein e.V. in Kooperation mit der Simultanhalle im Rahmen von „COLLABORATION“: SchülerInnen oberer Jahrgangsstufen lernen die Berufsfelder der zeitgenössischen Kunst in unterschiedlichen Bereichen und Institutionen wie Produktion, Präsentation, Theorie, Crossover, Kulturpolitik, Kunstverein, Kunstmarkt, Sammlung, öffentlicher Raum kontinuierlich über ein Jahr kennen. Sie werden von Anfang an aktiv in die Projektgestaltung einbezogen und können in eigenen Aktionsfeldern die Tätigkeit als KuratorIn, VermitterIn usw. testen. Durch die Einbindung zahlreicher Kunstorte in Köln entsteht ein differenziertes Bewusstsein für die vielfältige Szene der Stadt. Das Projekt wird in Kooperation von kjubh und Simultanhalle mit der Kuratorin und Kunstvermittlerin Birgit Laskowski umgesetzt. Die Ausstellung von Sebastian Gräfe ist integriert in das Teilprojekt „Invasion der Paralleluniversen / Crossover von Kunst und Musik“.

    Sebastian Gräfe

    Musikperformance mit Sebastian Gräfe und SchülerInnen des Richard-Riemerschmid-Berufskollegs, Hansa Gymnasiums u.a., anschließend Konzert feat. Chris Klopfer / Beeline / Großraumtaxi

    Eine Ausstellung im Rahmen von COLLABORATION Knockin’ On Mind’s Door Teilprojekt IV/V Invasion der Paralleluniversen: Kunst und Musik​